FOKUS DES MONATS OKTOBER 2017 – ZURÜCK ZU DEN GRUNDLAGEN

by Jivamukti Editorial Team |
October, 2017
viśokā vā jyotiṣmati
 
Die Konzentration auf das Göttliche führt zu Leichtigkeit und Selbstvertrauen.
Yoga Sutras des Patanjali (PYS I.36)
 
Die Yoga Sutras sind sehr kurzgefasst. Der Inhalt jedes einzelnen Sutras (übersetzt „Faden“), wird – mithilfe des ausdrucksstarken Sanskrits – mit gerade genug Wörtern ausgedrückt, und sehr oft wird eine tiefe Bedeutung vermittelt, die der umfangreichen Kommentarlektüre bedarf.
 
Das obenstehende Sutra bezieht sich auf den Zustand von viśokā, ein sorgenfreier, kummerfreier Zustand, der über die Konzentration auf das Göttliche erreicht werden kann.
 
Viśokā kann als Zustand eingeordnet werden, in dem der Geist nicht auf das Alltägliche fokussiert ist, das sich von Moment zu Moment verändernde Leben, welche oft Angstgefühle, Bedauern und andere Tübsal bringen. Wenn man sich stattdessen auf den unveränderlichen, allgegenwärtigen göttlichen Zustand konzentriert, kann man bemerkenswert gute Ergebnisse erzielen. Einen Mensch, der spirituelle Praxis ausübt oder einen aufstrebenden Yogi verlangt es im Ergebnis nach einem Gefühl tiefen Friedens, Zufriedenheit, einer gewissen Leichtigkeit des Seins sowie der Zuversicht, dass es etwas Tieferes und Stärkeres gibt, das wir anzapfen können. Diese Leichtigkeit ist spirituellem Wachstum und Wissen sehr zuträglich.
 
Für den Yogi ist es wichtig, sich auf die richtige Sache zu konzentrieren, denn im Laufe der Zeit wird sie oder er die Qualitäten genau dieser Sache erlangen. Viele Yogis zuvor haben uns ermahnt, sehr wählerisch hinsichtlich der Dinge zu sein, auf die wir uns beziehen und konzentrieren, und genau das gilt auch im Hinblick auf die Menschen, mit denen wir uns umgeben. Shyamdas hat sehr oft die Wichtigkeit von satsang, gleichbedeutend mit guter Gesellschaft, in seinen Leeren betont. Gute Gesellschaft ist ein Schlüsselelement für spirituelle Entwicklung. Alles, was Menschen auf erhebende Art und Weise zusammenbringt und zu innerer Einkehr ermutigt, kann uns auf diesem Pfad Führung sein.
 
Das Göttliche ist selten kompliziert. Dinge wie Mitgefühl, also mit anderen zu fühlen, unser Atem oder die Wertschätzung eines schönen Sonnenuntergangs oder eines schattenspendenden Baums sind alles schlichte Dinge, die man oft für selbstverständlich hält. Die Natur ist voll von Dingen, die man wertschätzen kann, und all diese können zu einer Göttlichen Erfahrung führen.
 
Der menschliche Geist aber ist fähig, aufwendige Komplikationen hervorzubringen! Mit dem richtigen Anreiz jedoch kann der Geist geschult werden, die schlichten Dinge in den Fokus zu nehmen. In der Yogapraxis ist dieser Anreiz die unmittelbare Wahrnehmung des Hier und Jetzt. Manche Asanas scheinen allein wegen unserer Wahrnehmung als kompliziert. Wenn wir ihre einzelnen Elemente ansehen oder sie in einer simplen Sequenz darstellen, sind wir oft von unserem Fortschritt überrascht.
 
Im Jivamukti Yoga heisst asana „Sitz“ oder „Verbindung zur Erde“. Göttlichkeit wird freigesetzt, wenn wir unsere wahre Verbindung zur Erde verstehen. Durch regelmäßige Praxis verstehen wird, dass es nicht nur um die körperliche Verbindung geht, sondern auch um unsere Beziehung zur Natur, zu den Tieren und anderen Menschen. Unsere gesamte Existenz besteht aus Beziehungen, und damit ist die Frage berechtigt, ob diese Beziehungen göttlich sind oder nicht. Schaffen wir es, uns auf die Göttlichkeit in allem und allen um uns herum fokussieren? Das ist leichter gesagt als getan. Es ist immer leichter, die Fehler der anderen zu sehen und ihr Versagen. Wir wollen sie auf eine bestimmte Art haben – nach unserer Vorstellung von Perfektion. Wäre diese Person soundso, oder würde sie das und das tun, dann wäre ich glücklich.
 
Sharon Gannon führt in ihrem Buch Yoga and Vegetarianism aus, dass das Verlangen nach bloß eigenem Glück Gier genannt wird, und dass Patanjali vorschlägt, dass ein nach Erleuchtung strebender Yogi versuchen sollte, ein einfaches Leben zu führen, das eher auf Zurückhaltung beruht als auf exzessivem Konsum. Sie zitiert die schlichte, aber kraftvolle Äußerung von Mahatma Gandhi: “Lebt einfach, so dass andere einfach leben können.” Die Yogapraxis ist voll von Möglichkeiten, zu den Grundlagen zurückzukommen. Wenn wir uns bewusst darauf konzentrieren, was einfach ist, können wir das beleuchten, was wirklich inhaltskräftig ist.
 
Jivamukti Yoga Editorial Team
 
Translation by – Jivamukti Berlin GmbH Team