Renaissance
Vasamsi jirnani yatha vihaya navani grhnati naro parani tatha sharirani vihaya jirnany anyani samyati navani dehi
Wie ein Mensch ein abgetragenes Gewand ablegt, wirft der dem Körper Innewohnende seine von der Zeit verschlissene menschliche Hülle beiseite und zieht sich eine neue an.
Bhagavad Gita, Kapitel 2, Vers 22 (nach der Ãœbersetzung von Peter Kobbe, Arkana, Goldmann Verlag)
Wir werden wieder geboren mit jedem Atemzug, den wir machen und bei jedem Schritt, den wir gehen. Die Idee, wiedergeboren zu werden, bedeutet Wiedergeburt oder Wiedererwachen. Für den Yogi zeigt der Atem an, dass Leben existiert, und jeder neue Atemzug ist ein neuer Moment des Lebens. Wir haben die Wahl bewusst an der Erschaffung unserer Realität teilzuhaben oder als Opfer unseres Schicksals zu verhaften (tatsächliche Unbewusstheit). Wer danach strebt, bewusst ins Leben wiedergeboren zu werden, ist ein Jivanmukta. Wenn unser Leben bewusst wiederbelebt ist, dann ist es wiederverbunden mit seinem Ursprung und seinem Nährboden. Wenn wir unser liebloses Leben gegen ein auf Liebe gegründetes Leben eintauschen, dann sind wir wiedergeboren. Der Sinn für unsere Bestimmung und unsere Grundwerte ist wieder entfacht. Reinkarnation ist ein anderes Wort, das diesen kontinuierlichen Prozess beschreibt – Leben für Leben.
Im Yoga Sutra sagt uns Meister Patanjali, dass die Grundlage des Seins alle möglichen Eigenschaften einschließt, ob schlummernd, aktiv oder bevorstehend. Durch die Yoga Praxis gewinnen wir Zugang zu dieser Grundlage des Seins und bringen unsere größte Vision zum Ausdruck. Wenn wir an den Ursachen arbeiten, dann führt dies im Ergebnis zu Veränderungen. Die Yoga Praxis führt uns zu den Grundursachen für unsere Unzufriedenheit. Wenn wir auf einer derart grundsätzlichen Ebene Veränderung bewirken – beispielsweise indem wir unsere Intention reinhalten oder unsere Ängsten oder Unwissenheit auflösen – dann werden sich die Ergebnisse dieser Veränderungen automatisch in unserem Leben bemerkbar machen. Wissen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist die Folge von Samyama – absolutes Gleichgewicht, absolute Ausgeglichenheit des Geistes – durch die drei Arten der Transformation, die zur Erleuchtung führen (Nirodha, Samadhi und Ekagrata-Parinama; vgl. PYS Kap. III, Sutras 9, 11, 12, 16). Indem wir vergangene Eindrücke beobachten (Samskaras), erlangen wir Wissen über vorherige Inkarnationen (PYS III.18). Samskaras werden uns ersichtlich in den Schwierigkeiten, denen wir in der Yoga Praxis begegnen, von unbewusster Atmung und Bewegung bis hin zu einem zerrissenen Geist. Wissen über unseren eigenen Tod können wir durch Samyama über die zwei Arten von Karma (aktiv und latent) in Shavasana erlangen. Das Ziel für den Yogi ist es, frei zu sein vom Kreislauf von Wiedergeburt und Samsara, dem ständigen Kommen und Gehen. Nur durch das Verständnis darüber, wie sich der Kreislauf der Wiedergeburt fortsetzt, können wir ihn durchbrechen. Dieses Ziel wird erreicht, indem wir uns von den Bewegungen des Chittam(dem meinenden Selbst) loslösen.
Humpty Dumpty saß auf der Mauer,
Humpty Dumpty fiel von der Mauer,Â
und auch der König mit seinem Heer,
rettete Humpty Dumpty nicht mehr.
Religare, die lateinische Wurzel des deutschen Wortes ‚Religion’ bedeutet, wie auch  das Wort Hatha in Sanskrit, zusammenbinden, und die traditionelle Aufgabe von Religion und Yoga ist es, jene Teile zusammenzubinden, die weggebrochen sind von der ekstatischen Einheit des Seins – das Abgespaltensein zu heilen und im Ganzen, vollständig wiedergeboren zu werden.
— David Life
Deutsche Ãœbersetzung © Jivamukti Berlin GmbH (Tina Guthknecht); englische Originalfassung unter https://jivamuktiyoga.com/focus/focus.jspÂ
Translation by – Jivamukti Berlin GmbH Team