FOKUS DES MONATS MÄRZ 2014: BHAKTI IST TRUMPF

by Sharon Gannon |
March, 2014

Gott  lebt nicht im Herzen dessen, der immer auf weltliche Angelegenheiten fokussiert ist, …und irrig an den Weg der Handlung gebunden ist.

— Shiksha Patra 32.4, übersetzt von Shyamdas und Vallabhdas

Ein Übender sollte aufpassen, die Ausrichtung auf das ultimative Ziel des Yoga, die Realisierung Gottes, nicht zu verlieren. An Gott zu denken und fähig zu sein, ihm zu dienen, sollte in unserem Geist und unseren Herzen zuvorderst kommen und all unsere Handlungen durchdringen. Wenn wir bitten „mach mich zu einem Instrument Deines Willens, nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe, befreie mich von Wut, Eifersucht und Angst, füll’ mein Herz mit Freude und Mitgefühl“, bitten wir Gott, in unseren Herzen zu wohnen und uns als sein Werkzeug zu nutzen. Diese Bitte verursacht das Entstehen von Mitgefühl in unseren Herzen und mindert Stolz und damit unsere Tendenz, uns selbst als die Ausführer von Handlungen zu verstehen, so dass wir stattdessen Gott als den letztlich Handelnden anerkennen.

Die einfachste Definition von Jivamukti Yoga ist „ein Weg zur Erleuchtung über die Entwicklung Mitgefühl für alle Lebewesen“. Auch wenn bhakti und ahimsa beides Grundätze des Jivamukti Yoga sind, könnte die Neigung entstehen, bhakti, die Hingabe zu Gott, zu vergessen, und wir allzu sehr im Vorantreiben von Tierrechten, Veganismus und Umweltschutz versinken – man könnte es auch im “Die Welt retten” nennen – als die einzige Möglichkeit, ahimsa zu praktizieren und Mitgefühl im eigenen Alltag zu entwickeln. Wir sollten aber aufpassen, dass wir es unserem Aktivismus nicht erlauben, Priorität über unsere Hingabe zu Gott zu erlangen. Denn wenn wir das tun, werden wir zweifelsohne in avidya und asmita – Ignoranz und Identifikation mit dem Ego – steckenbleiben und in all den hinderlichen Lastern, die mit diesen Hindernissen einhergehen, wie zum Beispiel Stolz, Wut, Rache und Ungeduld.

Es ist verständlich, dass eine Person, die vegan wird und feststellt, dass ihr die Wahrheit ein ganzes Leben lang vorenthalten wurde, ein überwältigendes und erlösendes Erwachen erlebt. Wenn man realisiert, wie gefangen man war, wie indoktriniert von einem kulturellen System, das auf unfundierten Vorurteilen gegenüber anderen Tieren beruht und darauf, Tiere zu versklaven, auszubeuten und zu essen, genauso wie auf dem Verbrauch der Ressourcen der Erde und der Suche nach Geld, überrascht es nicht, dass dieses Erwachen mit einem gewissen Maß an Eifer und vollem Engagement für Aktivismus einhergeht. Leidenschaft für Mitgefühl ist eine gute Sache und sie sollte gefördert und anerkannt werden. Wenn man jedoch zu besessen von dem Gedanken ist, dass man selbst es sei, der die Welt retten kann, kann man leicht zu stolz werden und sich als den einzigen sehen, der große Ziele erreichen wird.

Denk’ immer daran, dass karma yoga das Yoga des selbstlosen Handelns ist. Wie in der Bhagavad Gita beschrieben, kann es nur von jemandem wirklich praktiziert werden, der gewillt ist, die Früchte seiner Handlungen loszulassen. Ein karma yogi ist jemand, der selbstlos handelt, um das größere Ziel zu verwirklichen, er ist demütig und erwartet keinerlei Belohnung, nicht einmal Bestätigung oder Anerkennung für seine guten Taten von anderen.

Ich sage nicht, dass wir apathisch sein und nicht anstreben sollten, ein engagiertes Leben zu führen, das darauf fokussiert ist, das Leben anderer zu erheben und diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Im Gegenteil, wir sollten anstreben in einer Weise zu leben, die das Leben anderer verbessert, und uns bemühen, alle Formen der Gewalt gegen Tiere und die Erde sowie selbstsüchtige Ausbeutung aufzuheben. Ich stelle nur heraus, dass wir dann, wenn wir das Gedenken an Gott in diesem Wirbelwind von mitfühlendem Aktivismus vernachlässigen, das endgültige Ziel aus der Sicht verlieren und uns in unverdientem Ruhm verstricken, der uns tiefer in den Griff von Ignoranz und Identifikation mit dem Ego zieht. Die Lösung liegt darin, jeden Gedanken, jedes Wort und jede Tat Gott hinzugeben – danach zu streben, sich mehr mit ihm zu verbinden und Gott mehr zu lieben. Sei demütig und bedenke, dass Gott der Ursprung von allem ist. Versuch’ nicht, alles selbst zu machen. Lass’ los und übergib an Gott; sei sein Werkzeug, seine Leitung.  Wenn Du ein Kanal von Gottes Gnade sein kannst, dann kannst Du es auch tun. Erlaube Gott, durch Dich zu wirken und gib Gott den Verdienst jeder Anerkennung, die Du erlangt haben magst. Wenn Dir andere gratulieren, lass’ dem eigentlich Handelnden hinter jeder Tat unverzüglich den Vortritt und rufe aus „gelobt sei Sri Krishna!“ Wenn das Anrufen von Krishna Dir zu religiös vorkommt, ist das in Ordnung, aber sei wenigstens demütig genug,  einer Kraft, höher als Dein begrenztes, sterbliches Selbst, den Vortritt zu lassen.

– Sharon Gannon

Deutsche Übersetzung © Jivamukti Berlin GmbH

Original hier: https://jivamuktiyoga.com/teachings/focus-of-the-month/p/bhakti-trumps-all

Translation by – Jivamukti Berlin GmbH Team