Asteya – Wie man wirklich reich wird – (German)

by Moritz Ulrich |
May, 2023
अस्तेयप्रतिष्ठायां सर्वरत्नोपस्थानम्

asteya-pratiṣṭhāyāṃ sarva-ratnopasthānam

When the Yogi is established in asteya, nonstealing, all prosperity is realized.

Wenn man aufhört, von Anderen zu stehlen, tritt (materieller, mentaler und spiritueller) Wohlstand ein. – Sharon Gannon

PYS 2.37

Patanjali stellt die Praxis des Nicht-Stehlens als eine der fünf Yamas und als einen Weg vor, die Kostbarkeit in allem zu sehen. Das Wort ratna bedeutet Juwel und verweist auf Wohlstand. Wohlstand entsteht, wenn wir aufhören, Anderen Dinge wegzunehmen, die uns nicht gehören. Bei asteya bzw. Nicht-Stehlen handelt sich um eine der fünf vorgeschlagenen Einschränkungen unseres Verhaltens gegenüber Anderen, die wir einhalten sollten, wenn wir Yoga anstreben – also den Zustand, den Brahamananda Sarasvati so beschreibt, dass wir nichts vermissen.

Eine der einfachsten Möglichkeiten, asteya in unser tägliches Leben zu integrieren, ist eine vegane Lebensweise: Wir haben mehrmals täglich die Wahl, diese Lebensweise ohne zusätzliche Anstrengung umzusetzen. In einem Supermarkt kannst du zu dem Regal mit pflanzlichen Alternativen gehen, statt zu dem Regal mit Milch, die für Kälber bestimmt war. Anstatt Eier zu essen, die eigentlich dazu gedacht sind, Küken beim Heranwachsen zu schützen, und nicht, um durch Metallkäfige zu fallen, in denen die Muttertiere oft eingesperrt sind, kannst du aus den zahlreichen Quellen schöpfen, die dir zur Verfügung stehen, um dein notwendiges Eiweiß zu gewinnen, so zum Beispiel Kichererbsen, Linsen oder Quinoa. Mehr darüber, wie Veganismus ein Weg zu Yoga ist, kannst du in Sharon Gannons Buch „Yoga & Veganism“ lesen.

Die Bezugnahme auf die Arbeit Anderer, z. B. auf Bücher, die sie geschrieben haben, auf Ideen, die sie geteilt haben, oder auf Worte, die sie gesagt haben, ist eine weitere wunderbare Gelegenheit, um asteya in deinem Leben präsenter werden zu lassen. Es kommt immer wieder vor, dass wir das, was wir von einem anderen Wesen gelernt haben, durchweg lieben. Vielleicht inspiriert es uns so sehr, dass wir wollen, dass die ganze Welt davon erfährt. Wir kreieren Workshops und sogar Ausbildungen, um diese Ideen zu verbreiten. Dabei besteht die Gefahr, dass wir in die Falle tappen, zu glauben, dass wir es waren, die diese Ideen erfunden haben, und irgendwann aufhören, unsere geschätzten Lehrer:innen zu zitieren oder auf sie zu verweisen. Wir implizieren, dass wir der:die große Schöpfer:in von etwas sind und begehen damit geistigen Diebstahl. Patanjali zufolge wird diese kleine, selbstverliebte Verhaltensweise keinen wahren Reichtum hervorbringen. Sei dankbar für deine Lehrer:innen und ihre Lehren. Erkenne sie als die Quelle der Werkzeuge und Ideen an, die du mit Anderen teilst. Dann wird irgendwann und unausweichlich Reichtum auf verschiedenen Ebenen entstehen. Das bedeutet nicht, dass du nur Worte wiederkäuen und kopieren solltest, sondern dass du selbst zu jeder Zeit von Wertschätzung für die Quelle des Materials, das du präsentierst, erfüllt bist, damit das essentielle Licht an deine Zuhörer:innen und Schüler:innen weitergegeben werden kann.

Das Erkennen des wahren Lichts Purusha, das in jedem und allem immer gegenwärtig ist, wird zu dem Zustand führen, in dem wir nichts vermissen. Es ist alles hier und jetzt und es gibt nichts, was du brauchst. Du bist es. Jedes Gefühl, nicht genug zu haben oder etwas zu vermissen, verschwindet und es offenbart sich wahrer, ewiger Reichtum auf allen Ebenen.

Teaching Tips

  1. Chante das oben genannte Sutra ausnahmslos in jeder einzelnen Unterrichtsstunde. Auf diese Weise wird die Kraft der Wiederholung dir und den Schüler:innen tiefere Einsichten vermitteln.
  2. Sprich über ein Thema, das für Jivamukti Yoga essentiell ist (Veganismus, Tierrechte, Vereinigung mit dem Göttlichen usw.) und über das zu sprechen für dich eine Herausforderung sein könnte. Auf diese Weise erhältst du selbst und deine Schüler:innen die Gelegenheit, über diese Themen mehr zu erfahren und zu lernen, und es wird dir oder ihnen nicht vorenthalten. Reflektiere, wenn du Gedanken hast wie „Sie sind nicht bereit dafür“, „Sie sind nicht an diesem Thema interessiert“, „Sie kommen vielleicht nicht mehr zum Unterricht, wenn ich darüber spreche“.
  3. Achte in dem Teil der Stunde, in dem du den Atem ansagst und zählst, darauf, dass die Ein- und Ausatmung gleichmäßig ist. Oft lassen wir nach dem Wort „einatmen“ eine viel kürzere Pause als nach dem Wort „ausatmen“ und nehmen so den Schüler:innen die volle Länge des Atems. Übe dies zunächst allein mit einem Metronom, um ein besseres Gefühl dafür zu entwickeln.
  4. Überlege, ob du immer in der Lage bist, die in den 14 Punkten genannten Mindestzeiten einzuhalten (insbesondere die 5 Minuten für Meditation, Umkehrhaltungen, Schulterstand, die 10 Minuten für Shavasana oder die 10 Atemzüge für Matsyasana), und bemühe dich, sie einzuhalten. Eine gute Möglichkeit ist, sich für verschiedene Teile der Stunde einen Timer zu stellen, um ein besseres inneres Zeitgefühl zu entwickeln.
  5. Achte darauf, dass du pünktlich oder sogar 2 Minuten früher deine Stunde beendest. Es kann vorkommen, dass du die Zeit überziehst, doch du solltest dir darüber im Klaren sein, dass du damit deinen Schüler:innen Zeit stiehlst und sie nach dem Unterricht vielleicht noch andere Dinge vorhaben. Wenn das öfter passiert, werden sie anfangen, auf die Zeit zu achten, sich in Shavasana gestresst und gehetzt zu fühlen oder sogar diesen wichtigen Teil der Stunde auslassen müssen.
  6. Mache dir eine Liste mit 4 Schlüsselideen aus dem Essay. Du kannst dieses Thema dann jede Woche in deinem Unterricht ausführlicher behandeln.
  7. Finde Wege, dich während des Unterrichts auf deine Lehrer:innen zu beziehen oder nimm dir zumindest etwas Zeit für Dankbarkeit. Du könntest auch das Guru Mantra chanten.