Der Wilde und der Mond

by Martyna Dharmina Febre |
November, 2019
Om namah Shivaya

Ich verbeuge mich vor dem Gott der Vollendung, der Verkörperung absoluter Glückseligkeit. Shiva befreit durch Veränderung und Aufruhr. Er ist wohlwollend.

 

Jivamukti Chant Buch, Seite 7, Nummer 27

Es war eine kühle Herbstnacht als Shiva an den Ufern des Ganges saß, sein langes, verfilztes Haar hineinfiel und er Eins wurde mit dem heiligen Fluß. In vollkommener Ruhe, die Haut mit Asche bedeckt, verschmolz er mit der freien Natur die ihn umgab, so dass sein alter Freund der Mond, ihn kaum sehen konnte. Shiva saß mit geschlossenen Augen dort als der Mond über dem Fluß aufging. Sein Schein spiegelte sich im Wasser und Shiva war froh ihn zu sehen. Sie trafen sich einmal im Monat, wenn der Mond am vollsten war, um sich über das Leben, den Tod und andere Vorgänge im Universum zu unterhalten.

Diesmal schien es, also ob der Mond etwas dunkler als gewöhnlich war und Shiva war etwas besorgt.

Shiva: Mein lieber alter Freund, geht es dir gut? Du scheinst etwas von deinem Glanz verloren zu haben, seit wir uns zuletzt sahen?

Mond: Mahadeva, ich war die Tage etwas traurig. Für gewöhnlich sehe ich nicht viel Licht, wenn ich Abends herauskomme, aber neulich habe ich so viel Feuer gesehen. Die Regenwälder brennen und es scheint als ob es keinen Ort auf Mutter Erde gäbe, der nicht auf irgendeine Art und Weise von Licht berührt ist und ich habe Angst dass es nicht aufhört. Hast du letztendlich beschlossen, dass es an der Zeit ist den Planeten zu zerstören? Vielleicht ist es etwas Gutes… aber du weißt, dass ich immer an jeder Welt anhafte und dann werde ich sentimental, wenn das Ende naht.

Shiva: Nein, mein lieber Freund, das war nicht ich. Die Menschen, sie brennen große Teile des Regenwaldes nieder, tragen Berge ab und leeren die Ozeane, um Vieh zu züchten und zu essen und das Licht zu produzieren, dass sie benutzen. Sie denken andere Lebewesen zu essen, gibt ihnen Stärke und verhindert, dass sie sterben. Menschen haben unglaublich viel Angst vor dem Tod, wusstest du das? Sie hängen so sehr an ihren kleinen Körpern, dass sie vollkommen vergessen, dass sie Teil von etwas sind, viel größer als Haut und Knochen.

Ich wünschte sie würden von den Bäumen lernen, anstatt sie nieder zu brennen. Bäume gehören zusammen und sobald einer stirbt, kompostiert er und verwandelt sich in Milliarden Pilz- und Mikroorganismen, die Boden schaffen, damit neues Leben daraus entstehen kann. Für einen Wald ist sterben genauso wichtig wie Leben, Zerstören und Erschaffen sind miteinander verwoben. Menschen verleugnen ihre Natur und ihre Wildheit und indem sie das tun, verursachen sie riesige Schäden für den Rest des Planeten.

Mond: Woran liegt das?

Shiva: Man nennt mich Rudra, den Wilden. Ich durchstreife die Wälder, werde Teil von ihnen und sie ein Teil von mir. Ich bin bedeckt von lebensspendender Erde und mein Haar wächst in einen Fluss, der unzählige Wesen nährt. Menschen haben ihre wahre Natur vergessen, die ungezähmt ist. So ungezähmt wie ich, ungezähmt wie die Natur. Ihre Füße sind dazu gemacht, um auf Gras und Erde zu gehen, ihre Haut ist dazu gemacht, die Luft und das Wasser, die sie umgeben, zu fühlen. Es gibt ihnen ein Gefühl von Kontrolle, alles nach ihrem Belieben zu maniküren und zu verändern. Sie verleugnen es sich an die Natur anzupassen, sie wollen permanent die Natur ihrem Willen anpassen. Sie schneiden ihre Haare und ihre Rasenflächen und Bäume. Sie zwängen ihre Füße in Schuhe und ihre Körper in Autos. Sie schauen in Bildschirme, anstatt in die Welt und sie füllen Wasser in Plastikflaschen, um es an sich selbst zurück zu verkaufen. Sie töten die Tiere der Ozeane für Essen, sie brennen die Wälder nieder, um Tiere für Essen zu züchten. Andere zu essen, scheint ihnen ein falsches Gefühl von Macht zu geben, sie denken die Natur zu kontrollieren, bedeutet das Leben und den Tod zu kontrollieren. Sie widerstreben Alter und Tod und verstehen nicht, dass sie dadurch auch dem Leben widerstreben.

Mond: Aber Maheshvara, warum machst du dieser Welt nicht einfach ein Ende? Es sieht nicht so aus, als ob noch viel Hoffnung für die Menschheit besteht?

Shiva: Mein Lieber, es gibt Hoffnung. Die gibt es immer. Ich bin der Wohlwollende, ich glaube an Göttlichkeit. Ein Teil von mir ist in allen Wesen. Frieden, Stille, Mitgefühl, reines Bewusstsein und Glückseligkeit – ist in jedem Wesen innewohnend. Ich bin Pashupati, der Hüter der Tiere und der Natur. Sobald die Menschen zu mir eine Verbindung herstellen, bringen sie diese Qualitäten in sich hervor. Ich habe der Welt Yoga gelehrt und den Menschen die Werkzeuge gegeben, sich selbst zu heilen. Ich habe sie Asana und Meditation gelehrt, um mehr mit der Erde verbunden zu sein und ihre Gedanken zu beruhigen. Ich habe sie Yoga gelehrt, um ihre Unwissenheit, ihren Egoismus, ihre Abneigungen, ihre Anhaftungen und ihre unglaubliche Angst vor dem Tod zu bewältigen. Ich habe ihnen die Werkzeuge geben, um sich selbst und ihren Planeten zu retten.

Mond: Manchmal vergesse ich, dass du auch ein Beschützer bist und nicht nur der Zerstörer.

Shiva: Ich zerstöre, um zu beschützen. Ich zerstöre Unwissenheit und Angst. Wenn die Menschen anfangen mir zu vertrauen und sobald sie aufhören, dem Leben und Tod zu widerstehen, verändern sie sich. Sie wachsen in ihr wahres Potenzial und sie werden ungezähmt und wild, wohlwollend und beschützen die Natur und Tiere, so wie ich es tue.

Mond: Vielen Dank, dass du mir hilfst nicht den Glauben an die Menschheit zu verlieren. Ich spüre schon, wie mein Licht zurückkommt. Wenn ich die Sonne auf dem Weg ins Bett treffe, werde ich ihr erzählen, was du gesagt hast. Sie war ziemlich verärgert darüber, was sie diese Tage hier unten gesehen hat und du weißt, dass sie immer so heiß wird, wenn sie ärgerlich ist.

Shiva und der Mond verbeugen sich leicht in Respekt und Dankbarkeit voreinander, bevor der Mond sich auf den Weg zu Bette macht und Shiva zurück in tiefe Meditation fällt.

Übersetzung: Yvi Deim

 

Teaching Tips

  1. Sprich über Umweltschutz, und stelle die Fürsorge und das Schützen der Natur als den wichtigsten Job eines Yogis dar. Stelle die Verbindung zwischen dem physischen Körper als Teil der Natur und Natur als Teil des physischen Körper her. Stelle die Asana-Praxis vor, als eine Übung, um sich mit der Natur durch den Körper und in Form des Körpers wieder zu verbinden. Asana als verfeinerte Verbindung zur Erde.
  2. Sprich über die Verbindung der Feuer im Amazonas und anderen Wäldern, und Viehzucht. Lade Menschen ein, den Film „Cowspiracy“ zu schauen oder teile andere informative Quellen, die du inspirierend findest.
  3. Erinnere Schüler (und Lehrer) daran, dass das Beachten einer veganen Ernährung und eines veganen Lifestyles unvermeidlich ist, wenn wir diesen Planeten am Leben erhalten wollen.
  4. Konzentriere dich auf Meditation als eine Möglichkeit, um Raum zu schaffen, für das was sich hinter den Gedanken verbirgt. Meditation als Hilfsmittel um Mitgefühl, Liebe und Verständnis zu kultivieren.
  5. Erfahre die Ungezähmtheit von Gesang/der Stimme. Singe Shiva Mantren für längere Zeit, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, über ihr Bewusstsein und ihre Zweifel hinweg zu kommen, um wirklich aus voller Lunge zu singen und zu fühlen wie Mantra singen, die Gedanken, Ängste und Sorgen, überwinden kann.
  6. Stelle sicher, dass es genug Zeit für Shavasana und gibt und erwähne, dass es eine Praxis des Loslassens, des physischen Körpers ist und eventuell, um weniger Angst vor dem Tod zu haben.
  7. Unterrichte Natarajasana oder Kala Bhairavasana oder Varianten und erzähle Geschichten von Shiva, die sich auf seine Wildheit beziehen.