Focus Limitless – (German)

by Jutta Ariane Mele-Maurer |
September, 2024

Es hat die Form und die Essenz von Intelligenz und wird durch Intuition erfahren. Es ist rein, einfach und transzendental. Es ist die ultimative Realität, die ultimative Wahrheit und die ultimative Ruhe, die Brahman genannt wird. Es ist kleiner als der Kern und größer als das Größte.

-Vers, verfasst und übersetzt von Shri Brahmananda Sarasvati

Das Wort Brahman leitet sich von der Wortwurzel „brh“ ab, was ausdehnen, wachsen, anschwellen und vergrößern bedeutet.

Brahman ist das Absolute. Brahman ist jenseits von allem. Brahman beschreibt, was nicht beschrieben werden kann; es ist nicht benennbar, hat keine Form, ist jenseits des Jenseits und ist das Wahrhaftigste, das Höchste, der höchste Zustand. Brahman als metaphysisches Konzept bezieht sich auf eine einzige verbindliche Einheit hinter der Vielfalt in allem, was existiert. Wie alles, was nicht sichtbar ist, kann es nicht definiert werden: Jede Definition würde seine Größe einschränken. David Life erklärt es so (frei übersetzt aus dem Englischen): „Wir könnten Brahman auch als den Zustand des Yoga bezeichnen. Yoga ist die Erfahrung, in der uns nichts fehlt; es ist der natürliche, wunschlose Zustand, die ewige, unveränderliche Wirklichkeit; Yoga ist das, was wir sind“. Wir alle wollen bewusst oder unbewusst diesen Zustand erleben.

Shri Brahmanada Sarasvati erklärt in „The Textbook of Yoga Psychology“, dass nach der Lehre von satkarivada (sat bedeutet Existenz von; karya bedeutet Wirkung), die eine der zentralen Grundlagen der Samkhya-Philosophie ist, jede Seele potentiell Brahman ist. Aufgrund von Unwissenheit (avidya) nehmen wir jedoch die Vielfältigkeit des Universums statt Brahman wahr. Indem wir Brahman definieren und sein Potenzial einschränken, schränken wir auch uns selbst per Definition ein. Denke nur daran, wie oft du dachtest, du könntest dies oder jenes nicht tun. Du hast es gar nicht erst versucht, weil du überzeugt warst, dass es keinen Unterschied machen würde. Jedes Mal, wenn dies geschieht, identifizierst du dich stark mit deiner Ego-Persönlichkeit, was deine Fähigkeiten und dein Potenzial einschränkt und dich von anderen trennt und was dich blind für die Einheit und Verbundenheit, also Yoga macht. Diese Haltung ist von entscheidender Bedeutung bei Themen, die dem gesamten Planeten und allem, was existiert, schaden, wie z. B. Umweltprobleme, soziale Ungerechtigkeiten, das Abschlachten von Tieren und Missstände aller Art. Alle Yogapraktiken können uns, wenn sie lange, konsequent, achtsam und ohne Unterbrechung praktiziert werden (PYS 1.14), mehr und mehr von unserem natürlichen Zustand enthüllen, der Einheit und nicht Trennung ist. Wenn wir also unsere Wahrnehmung dessen, was wir tun können oder nicht tun können, ändern, werden unsere Herzen weicher und unser angeborenes Mitgefühl für alle wird stärker. Es gibt viele Beispiele von Menschen-, Bürger- und Tierrechtsaktivisten, die bewusst oder unbewusst mehr mit dem Ewigen als mit dem Unbeständigen in ihrem Inneren verbunden sind und einen bedeutenden Einfluss auf das Wohlergehen aller haben. Denken wir zum Beispiel an Gandhi, Martin Luther King, Ingrid Newkirk, Sharon Gannon und David Life – und das kannst auch du!

Patanjali spricht in Kapitel 3 des Yoga Sutra über übernatürliche Kräfte, die durch die Praxis erlangt werden. Diese Kräfte können die Wahrnehmung des eigenen begrenzten Selbst erweitern, aber sie können auch die Enthüllung des eigenen wahren Selbst behindern. Sie können auch unser Ego (asmita) nähren und für egozentrische Zwecke, wie z. B. eine Diktatur, missbraucht werden.

Patanjali warnt uns ständig davor, dass kleshas (Hindernisse) immer vorhanden sind, ob sie ruhen oder nicht, und dass sie jederzeit an die Oberfläche kommen können, selbst wenn man nur einen Schritt von der Erleuchtung entfernt ist. Daher empfehlen viele Lehren, Qualitäten wie Demut, Mitgefühl und Freundlichkeit zu kultivieren.

Nach PYS 1.2 sind die Hauptursachen, die uns als individuelle Seelen an der Möglichkeit hindern, uns mit der universellen Seele zu identifizieren, die citta-vrttis, die Schwankungen des Geistes oder falsche Identifikationen auf dem Gebiet des citta (Geist) (entsprechend der Übersetzung von Manorama). Wir sind vielleicht noch nicht in der Lage, unserem Geist zu befehlen, nicht zu denken, aber wir können unserem Geist sanft, aber bestimmt befehlen, was er denken soll. Mantra-Wiederholung (Japa) ist eine ausgezeichnete Technik, um dies zu tun. Das Rezitieren des Mantras „tat tvam asi“ (das bist du) zum Beispiel entfaltet früher oder später die Kraft, den denkenden Geist zu transzendieren und dem Zweck zu dienen, sich mit dem Brahman, dem Absoluten, der ultimativen grenzenlosen Realität zu identifizieren.

Quellen: „The Yoga Textbook of Psychology“ von Shri Brahmananda Sarasvati; Jivamukti Yoga Chant Book; Vorträge von Sharon Gannon und David Life.

Teaching Tips

  • Sprich über Shri Brahmananda Sarasvati, teile Geschichten über sein Leben und seine Bedeutung in der Jivamukti-Tradition.
  • Erkläre die Bedeutung des Mantras „tat tvam asi“ und wo es zu finden ist.
  • Rezitiere das Mantra „tat tvam asi“ 108 Mal zu Beginn oder am Ende der Stunde vor der Meditation und lade die Schüler:innen dann ein, es während der Meditation im Stillen weiter zu rezitieren.
  • Rezitiere den Vers „bodhi rupam…“ 12 Mal oder öfter.
  • Erkläre Advaita Vedanta, Upanishad, Samkhya und Yoga.
  • Besprich die im Aufsatz erwähnten Yoga-Sutras.
  • Lege in der Asana-Praxis den Schwerpunkt auf Umkehr-Asanas, insbesondere Shirshasana-Variationen.
  • Lege den Fokus auf Vinyasa Krama.
  • Lade die Schüler:innen ein, ihre selbst auferlegten Grenzen auf und neben der Matte zu überwinden.
  • Betone den Unterschied zwischen Brahma und Brahman.

 

Englisches Original: Jutta Ariane Mele-Maurer
Deutsche Übersetzung: Judith Quijano