FOKUS DES MONATS DEZEMBER 2013: ZEITMANAGEMENT

by Sharon Gannon |
December, 2013

tyaktva karma-phala-asangam /nitya-tripto nirashrayah

karmany abhipravritto ‘pi / na-evakimchit karoti sah

Derjenige, der sich von den Ergebnissen seiner Handlungen lösen kann, ist zufrieden und frei von Abhängigkeit, in dem Wissen, dass nicht er es ist, der handelt, wenn er eine Handlung ausführt.

Bhagavad Gita IV.20

Viele von uns kämpfen mit Zeit. Wir versuchen alles zeitlich passend zu machen, und sorgen uns, dass wir ein perfektes Zeitfenster verpasst haben könnten – wenn ich nur fertig gewesen wäre – hätte das Timing funktioniert; wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich es besser machen können; es ist nicht genügend Zeit, um alles fertig zu bekommen, und so weiter und so weiter….

Es werden viele Bücher veröffentlicht und Workshops zu dem Thema Zeitmanagement und Organisation angeboten, und sie mögen einige hilfreiche Tips bereitstellen. Aber als Yogis schauen wir uns die Grundursachen unserer Unzufriedenheit an und in diesem Fall ist das zugrundeliegende Thema Enttäuschung und Selbstablehnung – wir denken, dass wir nicht gut genug sind, dass etwas fehlt, dass wir in der Lage sein sollten, mehr zu erreichen. Wir leiden alle in einem gewissen Ausmaß unter diesen Selbstzweifeln; niemand ist damit allein.

Wie können wir also diesen Konflikt auflösen? Zum einen dadurch, dass wir das Beste aus unserer Zeit machen, aber uns gleichzeitig bewusst sind, wann man sich mal entspannen kann und anerkennt, dass man sein Bestes getan hat, und rate mal was? Ich werde morgen früh aufstehen und wieder versuchen mein Bestes zu tun. Das ist die Praxis – das Bekenntnis, sein Bestes zu tun zu erneuern und gleichzeitig nicht an einem bestimmten Ergebnis festzuhalten. Wenn wir unsere Leistungen immer mit dem stetigem Gefühl verfärben, dass wir nicht unser Bestes getan haben, dass wir enttäuscht von uns sind, dass es einen besseren Weg gegeben hätte, und wenn das oder jemanden finden könnten, der uns dabei helfen könnte, dann wäre alles okay – dann erfahren wir das Leiden der Zeit. Eigentlich haben wir die Lösung schon gefunden. Das, was wir jetzt machen in diesem Moment, und wie wir es tun, ist genau das, was wir tun sollten – es gibt nichts anderes zu tun oder einen anderen Weg es zu tun! Und wenn wir nur in einem dieser Momente sein könnten anstatt zu zweifeln und zu denken, das ist sicherlich nicht …. Ich weiß nicht … es mag nicht …. es ist das einzige was ich …. das ist was passiert … ach, ich weiß nicht…. Du atmest einfach ein und atmest aus und setzt einen Schritt nach dem anderen.

Die Savasana–Praxis  (die „Totenhaltung“) ist sehr nützlich bei dieser Arbeit. Sie hilft uns, diesen Kampf zwar nicht gleich zu überwinden, jedoch beginnen wir immerhin, ihn besser zu verstehen, weil sie unser Bewusstsein auf die Unbeständigkeit des Lebens und die Nähe zum Tod lenkt. In der Tat ist es eine Praxis des Sterbens. Wir legen uns hin und sagen zu uns, das ist es jetzt, ich kann nichts anderes tun, es gibt keine Projekte mehr, die ich machen kann, es gibt keinen mehr anzurufen, es gibt keine Emails mehr, es gibt nichts mehr…. das Einzige, was es gibt, ist das Loslassen in diesen Prozess. Und als Yogis üben wir das jeden Tag. Durch diese Übung bereiten wir uns aufden Tod vor, aber nicht auf die Weise, wie wir durch unsere Kultur konditioniert worden sind zu funktionieren – so viele Dinge wie möglich so schnell wie möglich zu erledigen, extrem gestresst,  allen Widrigkeiten zum Trotz –  sondern in dem wir wirklich teilhaben an allem, was wir tun. Meditation ist eine andere tiefgründige Praxis, die hier helfen kann – sich mit der ewigen, nicht veränderlichen Realität in uns zu verbinden und zu sehen, dass die Kämpfe und Selbstzweifel nicht das „wahre Du“ sind. Das ist die Kunst des Yoga: zu erforschen, wie wir teilnehmen können, in dem wir Fragen wie diese stellen: Wer ist dieses ich, das diese Dinge tut? Wer ist dieses ahamkara – dieses Verständnis des selbst, oder Ego? Wer ist hier der wirklich Handelnde? Der Yogi strebt danach, die Handlungsherrschaft aufzugeben durch die Hingabe zu Gott, durch beten oder indem er bittet, zum Instrument von Gottes Willen gemacht zu werden. Wir müssen einen Weg finden, der für uns jeden Morgen oder zumindest zu einer bestimmten Zeit des Tages funktioniert, uns als Leitung für den Göttlichen Willen bereitzustellen, denn wenn wir – damit ist unser limitiertes Persönlichkeitsselbst gemeint – denken, wir müssen alles machen, dann wird es überwältigend und wir werden verdammt sein, daran zu scheitern. Aber wenn wir uns dem grenzenlosen Potential hingeben können, wenn wir loslassen können und Gott handeln lassen können, dann können wir zu einer Leitung werden, dann können wir es schaffen!

– Sharon Gannon

Translation by – Jivamukti Berlin GmbH Team