FOKUS DES MONATS MÄRZ 2016: DIE REALITÄT DES ERLEUCHTETEN GEISTES

by Gabriela Bozic |
March, 2016
vastu-sāmye citta-bhedāt tayor vibhaktaḥ panthāḥ
Jeder Einzelne nimmt ein und dasselbe Objekt anders wahr, abhängig von seinem Gemütszustand und seine eigenen Projektionen. Dabei ist alles aus sich heraus leer und erhält seine Bedeutung erst dadurch, wie du es siehst. (PYS IV.15)
Dieses Sutra enthält die Aussage, dass wir unsere eigene Realität selbst erschaffen. So viel Kraft haben wir! Wenn wir die Weisheit dieses Sutras annehmen wollen, dann müssen wir Verantwortung für unser Leben und die Welt, in der wir leben, übernehmen. Nur dann beginnen wir, bewusst zusammen mit dem Universum die Welt zu erschaffen, in der wir leben wollen, anstatt die Welt als etwas zu erfahren, das von außen auf uns zu kommt, als etwas, über das wir keine Kontrolle haben.
Dieses Konzept von shunyata, oder Leere, ist unglaublich befreiend und stärkend. Es allein ermöglicht, dass wir uns über Schuldzuweisungen hinwegsetzen, dass wir uns von der Opferrolle befreien können. Verantwortung und Freiheit sind zwei Seiten derselben Medaille – ohne das eine kann man das andere nicht haben. Wir sind diejenigen, welche Personen, Objekten und Situationen ihre Bedeutung geben. Die Kenntnis darüber führt uns dazu, unser Bestes zu geben, um Güte und Größe zu zeigen und Liebe in diese eine Welt zu senden, die wir alle teilen. Dies ist, was seine Heiligkeit der Dalai Lama, “erleuchteter Eigennutz” nennt.
Ist es aber möglich, dass unsere eigene Kraft uns mehr Angst einjagt, als das Gefühl machtlos zu sein? Ist es die Angst vor unseren eigenen erleuchteten Geist und Handlungen, die uns davon abhält, eine frohe, friedvolle und gesunde Welt zu erschaffen, in der wir leben könnten? Sich dieser Angst hinzugeben bedeutet, dass wir unsere Kraft aufgeben, dass wir das Geschenk des Lebens missachten. Erleuchtung ist die einzige Medizin gegen die Hoffnungslosigkeit dieser Welt. Nur durch eine Veränderung unser Wahrnehmung von unbewusst zu bewusst, von unerleuchtet zu erleuchtet, werden wir diese Welt und unsere jetzige, selbstzerstörerische Art auf diesem Planeten zu leben verändern. Yoga Praktiken verfeinern unsere Wahrnehmung: wir erlernen, wie wir den Fluss der Gedanken beruhigen können, so dass wir Objekte, Personen und Situationen ohne Urteil, Vorurteil oder Konditionierung durch unsere vergangenen Gedanken, Worte und Taten betrachten können. Wenn wir aufhören, uns mit unseren Gedanken und Gefühlen, den Fluktuationen des Geistes oder citta vrittis, zu identifizieren, dann können wir Klarheit des Geistes, Erleuchtung, erfahren.
Ein erleuchteter Geist erkennt die Einheit des Seins – wie tief alles mit einander verwoben ist. Wir sehen er-leuchtet, klar. Wir sehen die wahre, ewig verbundene Essenz von allem und jedem: pures Bewusstsein und pure Glückseligkeit. Wir sind nicht von einander oder von Mutter Erde getrennt. Also ist alles, was wir denken, sagen oder tun (oder nicht denken, sagen oder tun) von Bedeutung, und hat einen direkte Auswirkung auf die Welt, die wir alle teilen. In den Worten von Martin Luther King Jr.: “Wir sind gefangen in einem unentrennbaren Netzwerk von Gemeinsamkeiten, gebunden in ein einziges Gewand des Schicksals. Was auch immer direkte Auswirkungen auf einen von uns hat, wirkt sich indirekt auch auf alle anderen aus.”
Wenn wir uns dem Konzept öffnen, dass alles was wir denken, sagen und tun, eine Auswirkung auf das große Ganze hat, verändert sich unsere Realität. Es verändert die Art und Weise, wie wir auftreten und handeln. Wir beginnen, bewusstere Entscheidungen zu treffen, unsere Beziehungen bewusster zu führen; wir stellen Verbindungen her, die wir zuvor so vielleicht nicht gesehen haben: die zwischen einem Papiertaschentuch und einem Baum, einer Plastiktüte und Ölleitungen, einem Hamburger und einem anderen Lebewesen. Wir beginnen uns die Frage zu stellen, ob die Wahl, die wir treffen, oder die Handlung, die wir ausführen, die Trennung der Welt vertiefen – oder die Welt dichter zusammenbringen wird. Dadurch, dass wir unsere eigenen Beziehungen heilen, helfen wir die Welt zu heilen.
Solange es unsere Absicht ist, unser Leben nach den Prinzipien von Liebe und Mitgefühl auszurichten, werden wir die Wahrheit wählen, statt der Illustion des Getrenntsseins zu folgen, einer erleuchteten Geisteshaltung, nicht Bewertung und Urteil.
– Gabriela Bozic
Copyright Deutsche Übersetzung: Jivamukti Berlin GmbH. Die Englische Originalfassung findet sich unter https://jivamuktiyoga.com/teachings/focus-of-the-month/p/reality-enlightened-mind
 
Translation by – Jivamukti Berlin GmbH Team