WELT DER BILDER – (German)

by Monica Jaggi |
August, 2025


~ Translation by Manorama

„Es ist zu schwierig, nur das zu sein, was wir sind. Der denkende Geist kann nicht stillhalten, wenn er ein Bild, eine Vorstellung oder ein Bild hält. Unser Körper und unser Geist verändern sich ständig mit unterschiedlichen Bildern.“

Frei übersetzter Auszug aus Shri Brahmananda Sarasvatis Essay ‘World of Images’ (Welt der Bilder) vom 31.1.1986.

An einem frühen Sonntagmorgen im Juli sitze ich auf der Veranda unseres Hauses in den Catskill Mountains in New York und werde von einer Vielzahl von Geräuschen aus dem Wald überflutet. Jede Zelle meines Körpers nimmt diese spontanen Ausdrucksformen der Natur auf – doch immer wieder mischt sich der Verstand ein und versucht, zu jedem Geräusch ein Bild zu formen: eine Eule, ein Kolibri, eine Grille, ein Streifenhörnchen, eine Zikade, eine Nachtigall, … und dann gibt es auch Geräusche, denen der Verstand kein Bild, keine Quelle zuordnen kann.

Wissen und direkte Erfahrung stehen im Wettstreit. Immer wieder erinnere ich mich selbst liebevoll daran, ganz im Klang der Natur, in der sich ständig wandelnden Symphonie aufzugehen. Die Gewohnheit, etwas mit dem denkenden Verstand zu benennen, statt es direkt zu erfahren, ist schwer abzulegen.

Jeder Gedanke hat ein Bild. Und jedes Bild erzeugt nicht nur Gedanken, sondern auch körperliche und chemische Reaktionen im Körper. Daher auch die starke Anziehungskraft der Bilderwelt, die wir füttern – und von der wir gleichzeitig gefüttert werden: Bilder von fernen Reisezielen, von Krieg, von Frieden, von Luxus, von Einfachheit usw.

Sogar unsere spirituelle Suche ist oft bildgesteuert. Wir sehen uns selbst als Wahrheitssuchende. Wir haben Bilder im Kopf: vom Meditierenden, von Meditation, vom Meditierenden bei der Meditation – jedes Bild verstärkt das duale Erleben von Subjekt und Objekt.

Ein Bild vom U-Bahn-Plan von New York hilft mir, mich in der Stadt zu orientieren. Ein Bild davon, wie die Sonne im Tagesverlauf verschiedene Seiten unseres Hauses beleuchtet, hilft mir bei der Gartenplanung. Bilder können also nützliche Werkzeuge sein. Aber wenn wir sie nicht loslassen können, wenn sie gerade nicht gebraucht werden, bleiben sie wie Geister in unserem Kopf aktiv – Tag und Nacht. Und so wird unser ganzes Leben „imaginär“. Träumen ist Schlaf mit Bildern. Tiefer, erholsamer Schlaf ist frei von Bildern. Dasselbe gilt auch für unseren Wachzustand: Wenn wir unnötige Bilder bewusst loslassen, kann unser Geist zur Ruhe kommen. Dann entsteht Raum und Klarheit. Dann sind wir bereit für die Weite und Klarheit, die die Ruhe ermöglicht.

Alle sieben Jahre erneuern sich die Zellen unseres Körpers. Mit fast 50 sehe ich nicht mehr so aus wie mit 43. Und doch hält mein Verstand oft am früheren Selbstbild fest. Bilder sind an Raum und Zeit gebunden – und halten damit auch uns in Raum und Zeit fest. Was wäre, wenn wir das Bild, das wir von uns selbst vor 20 Jahren hatten, loslassen könnten? Würde das unsere Offenheit für Wandel vergrößern?

Shri Brahmananda Sarasvati erinnert in seinem Essay „World of Images“ (frei übersetzt): „Das ‘Ich bin’-Prinzip – das, was wir in unserem tiefsten Wesen sind – hat keine Form, kein Bild, kein Geschlecht, keine Farbe, kein Alter.“ Solange unser Bewusstsein an das psychosomatische System von Bildern gebunden ist, halten wir uns selbst davon ab, zu erfahren, was jenseits von Körper und Geist, Zeit und Raum, Sprache und Bild liegt – jenseits von Name und Form.

Teaching Tips

  1. Oft betreten wir eine Asana mit einem inneren Bild – z. B. wie wir oder jemand anderes darin aussehen sollen oder wie wir uns beim letzten Mal gefühlt haben.
    • Erkenne die Wirkung dieses Bildes auf deine Psyche beim Hineingehen, Halten und Loslassen der Asana.
    • Übertrage das auf unsere inneren Bilder von Menschen und Orten – sie prägen unsere Begegnungen mit ihnen.
  1. Zu Beginn der Meditationspraxis nutzen wir oft Bilder – etwa weißes Licht, das dritte Auge, ein Mantra oder ein Gottheiten-Bild. Beobachte die Wirkung: Was passiert, wenn alle anderen Gedankenbilder im Geist durch ein gewähltes Bild ersetzt werden? Und was geschieht, wenn auch dieses Bild losgelassen wird?
  2. Ob in der Asanapraxis oder in der Meditation: Wenn ein Bild seinen Zweck erfüllt hat, darf es gehen. So lösen sich auch die Grenzen zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Erfahrendem und Erfahrung, dem Selbst und Anderen. Spüre, wie sich das auf deine Augenmuskeln und den vorderen Hirnbereich auswirkt.
  3. Überlege, wie das Zur-Seite-Legen eines Bildes von dir selbst als „friedlich“ oder „ausgeglichen“ während einer Asana dir die Erlaubnis geben kann, dir selbst genau so zu begegnen, wie du bist – ohne ein Ideal oder eine Vorstellung auf das Selbst zu projizieren.
  4. Wenn du abends die Augen schließt, beobachte, welche Bilder durch deinen Geist fließen. Sind es Bilder, mit denen du kürzlich auf deinem Telefon oder einem anderen Bildschirm in Kontakt warst? Sind es Bilder deines Tages? Experimentiere im Laufe des Monats damit, die Bildschirmzeit vor dem Schlafengehen durch das Lesen eines physischen Buches oder durch Meditation zu ersetzen. Achte darauf, ob sich dadurch die Intensität oder Häufigkeit der Bilder verändert – und ob dies eher zu Traumschlaf oder zu tiefem, traumlosem Schlaf führt.
  5. Experimentiere auch mit Musik – mit und ohne Worte – sowie mit minimaler oder gar keiner Musik im Unterricht, und beobachte, wie dies die Bilderwelt beeinflusst, die bei den Übenden während der Praxis entsteht.

Primäre Referenz für diesen Text: Shri Brahmananda Sarasvatis Essay „World of Images“, datiert auf den 31. Januar 1986 – erhältlich über den Ananda Ashram Book Store, 13 Sapphire Rd, Monroe, NY 10950.

 

Englisches Original: Monica Jaggi
Deutsche Übersetzung: Judith Quijano